Am schönsten erlebt die Verbindung von Meer und Berg, wer sich mit dem Camper-Van oder Wohnmobil gemächlich durch die Oliventerrassen und kleinen Dörfer zwischen Finale Ligure und San Remo in die Höhe schraubt. Berg und Meer gehen in Ligurien eine geniale Verbindung ein. Wie gehen schwimmen an kleinen Badestränden, testen die Restaurants in den Olivendörfern und wandern über Pässe und Gipfel, das Meer stets im Blick.

Ein Gastbeitrag von Andreas Fischer, Reisejournalist und Buchautor (u.a. „Camperglück: Traumrouten am Mittelmeer“)

Unterwegs auf der Via Aurelia

Ihren Wohlklang trägt diese Straße heute zurecht: Sie bildet die direkte Verbindung Genuas mit der französischen Grenze. Heute nennt sie sich SS1, schmiegt sich eng an unzählige Buchten, durchbohrt Felsenkaps und verbindet sich in den Städten mit den Flaniermeilen vor den Badestränden. Seit den 70er-Jahren kommt die Autobahn E 80 mit ihren himmelhohen Brücken dazu, erlöst die SS1 vom Verkehrskollaps und dominiert fortan das Design der gesamten ligurischen Küste.

Sportler-Zentrum Finale Ligure

Als erste Station unserer Reise empfiehlt sich die Region um Finale Ligure. Bester Strand: die Spiaggia Varigotti, kurz vor der Stadt an der Via Aurelia. Mit ihren bunten Fassaden erinnert die wasserseitige Häuserreihe ans Ambiente der 60er-Jahre. Der schöne Sandstrand ist öffentlich zugänglich, keine Selbstverständlichkeit in Italien. Und in der Bar Bagni Nuova bekommt man einen Spritz, um am Mehari Beach abzuhängen.

Ein paar hundert Meter nach Norden, an der SP 17, öffnet sich das uralte Stadttor zum Finalborgo, dem historischen Stadtteil. Heute ultimativer Treffpunkt für Mountainbiker und Kletterer. Hier gibt’s alle Infos zu den Routen und verschiedene Shops, um die Ausrüstung zu ergänzen.

Wer Kondition hat, schafft die Mountainbike-Tour auf die ehemalige NATO-Basis Scatter im „Bio-Stil“, 18 km und 1200 hm vom Borgo aus. Bequemere Naturen lassen sich im Shuttle-Bus hinauf befördern. Oben treffen sich beide Fraktionen, um den künstlich angelegten Trail hinabzudüsen.

Tipp:
Mit dem Mountainbike auf die alte NATO-Basis Scatter
1200 hm

Standplatz für die Nacht:
Camping San Martino
Localita Manie, Finale Ligure
campingsanmartino.it
GPS: 44.189732, 8.377415

Hafenstadt Imperia

Diese Stadt mit ihren zwei sehr unterschiedlichen Häfen hat es uns angetan: Oneglia ist eine sehenswerte alte Handelsmetropole, heute noch Standort der Nudelfabrik Agnesi. Die historischen Kaianlagen mit ihren Restaurants unter der Arkadenfassade am Wasser bilden einen reizvollen Treffpunkt für alle, die gern stilvoll essen. Etwas weiter westlich kommen die auf einem Hügel überm Meer erbauten Palazzi von Porto Maurizio in den Blick: Am Abend präsentieren sie sich wie ein strahlendes, mediterranes Gemälde. Unten am Wasser gibt es kleine Sandstrände, wo Einwohner, die Zeit haben, sich am Morgen ein Stelldichein geben. Sehr gemütlich das alles, zumal kleine Bars und Restaurants zum Verweilen einladen.

Kleine Olivenkunde
Um das Dorf Dolcedo herum dreht sich fast alles um den Olivenanbau. Die Bauern haben viel getan, um die Terrassen in gutem Zustand zu halten, und setzen auf die beliebte Sorte Taggiasca. Das Öl dieser Früchte lässt sich heute gut verkaufen. Einige der in den 70er-Jahren verlassenen Dörfer leben wieder auf, weil sich mit dieser Art von Edel-Landwirtschaft für so manchen Betrieb ausreichende Erträge erzielen lassen. Viele junge Leute renovieren die Häuser ihrer Großeltern, pflegen Weinberge und Gemüsegärten und leben Seite an Seite mit Ausländern, die sich Wohnungen in den kleinen Weilern kauften, als das noch erschwinglich war.

Villatalla

Ein Highlight besonderer Art ist ein Besuch in Villatalla, einem der schönsten Olivendörfer weit und breit, 14 Kilometer nördlich von Imperia. Der Ort liegt genial: Hoch oben über allen Oliventerrassen, noch nicht in den Bergen, aber knapp darunter. Der besondere Hit: Hier gibt es noch einen Laden und eine Bar, mit toller Aussicht über Wellen und Kämme silbern glänzender Ölbäume, auf Porto Maurizio und das Meer.

In Villatalla wartet ein neues Restaurant auf Gäste, die Casa Magni. Das Haus wird geführt von Katja und ihrem Mann Mauro. Auch sie ernten selbst angepflanztes Gemüse im Terrassengarten, verwenden eigenes Öl und Eier von Hühnern, die gleich hinterm Haus nach Würmern suchen. Wir essen in einem kunstvoll gestalteten Raum, ein bisschen alte Mauern, ein bisschen Malerei an der Wand. Sehr gefällig wirken die eisernen Tischrahmen aus der Produktion des Küchenchefs, der schöne Cotto-Boden – und die moderne, kleine Küche. Mauro ist ausgebildeter Koch mit internationaler Erfahrung. Nicht nur, weil grad das Wetter und die Stimmung passt, schmeckt es hier oben hervorragend. Am besten lässt es sich hier leben, wenn man sein mobiles Heim in der Kurve vor dem Dorf abstellt. Ein akzeptabler Standplatz für die Nacht. Nach dem Essen setzen wir uns bei einem Grappa vor die reizende Dorf-Bar und genießen die laue Nacht mit Blick aufs glitzernde Meer.

Casa Magni
Via Fontana Vecchia, 1, Villatalla
agriturismocasamagni.com
Bitte telefonisch bei Katja reservieren
Telefon: +39 334 333 8814

Standplatz für die Nacht, in Fußweite zum Ort:
GPS: 43.934673, 7.898468

Eine Nacht an der Kapelle von Santa Brigida

Am nächsten Tag lassen wir den Bus wieder hinunter nach Dolcedo rollen und fahren über Trincheri hoch hinauf nach Westen, bis zur Kapelle Santa Brigida. Von diesem kleinen Pass starten wir mit unserem Camper-Van zu einer Allrad-Tour auf den Monte Faudo. Bis auf 1150 Meter geht es über holprige Piste und durch zwei bis drei enge Spitzkehren. Die Aussicht hier oben ist überwältigend – man steht am besten unterhalb des Gipfels, wo sich einige halbwegs flache Stellen am Rande der Pferdeweiden finden. Eine Abendwanderung eröffnet Blicke nach Norden auf die hohen Berge des Grenzkamm-Gebirges und nach Süden übers schimmernde Mittelmeer.

Die Strecke von Santa Brigida nach oben eignet sich auch sehr gut als Mountainbike-Tour, Mare e Monti in aller Pracht! Allerdings nichts für sanfte Gemüter! Mit dem E-Bike aber sicher eine schöne Sache!

Standplatz Santa Brigida:
Zwischen Dolcedo und Civezza
GPS: 43.899083, 7.928333

Radfahren und Baden am ligurischen Meer

An der Blumenriviera gute, freie Nightspots zu finden, ist etwas schwierig. Also gilt es, am Abend die Campingplätze anzusteuern. Zwischen den vielen Treibhäusern finden sich immer noch herrliche Flecken, um den Reiz Liguriens zu genießen. Das lernen wir auf einer Fahrt auf dem Radweg von San Lorenzo al Mare nach San Remo. Er verläuft auf der alten, stillgelegten Bahntrasse. Wir packen die Badesachen aufs Radl und gleiten geruhsam und ohne von Autos gestört zu werden über den glatten Asphalt. Problemlos finden wir stille Plätze zum Baden und In-der-Sonne-Liegen, wo uns gerade danach ist. Später in San Remo nehmen wir an der herrlichen Strandpromenade einen Imbiss und rollen in der Abenddämmerung zufrieden am Meer zurück.

Fahrradverleih Elio Sport:
Via Vignasse 34, San Lorenzo al Mare
eliosport.it

Essen am Strand von San Lorenzo al Mare:
Trattoria Il Veliero
Passegiata a Mare, San Lorenzo al Mare
ristorante-il-veliero-restaurant.business.site
GPS: 43.851085, 7.961174

Camping im Olivenhain, hoch über San Lorenzo al Mare:
Camping Persiano, Civezza
campingilpersiano.com
GPS: 43.866269, 7.963386

Camperglück Mittelmeer ©Bruckmann Verlag

Buchtipp:
Dieser Beitrag ist im Buch Camperglück: Traumrouten am Mittelmeer in einer Langfassung erschienen und enthält weitere Ziele und Tipps entlang der Route Ligurien. Wir haben das Buch hier rezensiert.

Bilder: ©Andreas Fischer und ©Bruckmann Verlag

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