Unter Windsport-Freunden gilt die Halbinsel im Süden von Kroatien seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, als windsichere Urlaubsdestination. Nun ist sie dank einer neuen Brücke noch einfacher zu erreichen. Campingplätze gibt es auch genügend.

BIs vor kurzem war die langgezogene Halbinsel in Dalmatien entweder über eine Fähre zu erreichen oder man musste ein kurzes Stück Bosnien-Herzegowina durchqueren, um ans südöstliche Ende der Halbinsel zu gelangen, wo sie mit dem Festland verbunden ist. Seite Ende Juli 2022 ist der Pelješac nun über eine neu errichtete Brücke erreichbar. Allerdings muss man dann wieder sehr weit hinauf in den nordwestlichen Teil der Halbinsel fahren, um zu den Surfspots zu gelangen. Weniger beschwerlich und auch wesentlich eindrucksvoller ist die Überfahrt mit der Fähre von der Küstenstadt Ploče, auch wenn das mit dem Wohnmobil oder Camper-Van nicht ganz billig ist. Hier muss man rund 50 Euro pro Strecke einkalkulieren. Welchen Weg man auch nimmt, an Ploče kommen Reisende in jedem Fall vorbei. Und dort sollten sie unbedingt einen Stopp an den malerischen Baćina-Seen einlegen. Wir haben darüber berichtet.

Perfekte Windbedingungen

Wer in Kroatien windsurfen oder kitesurfen will, ist in Viganj im Nordwesten der Halbinsel genau richtig. Durch den Düseneffekt des Kanals zwischen der Halbinsel und der benachbarten Insel Korčula weht hier fast immer Wind. Dazu kommt die lokale Thermik, die sich entlang der Steilküste oberhalb von Viganj aufbaut. Windsurfer wissen diese Bedingungen schon seit Jahrzehnten zu schätzen, seit einigen Jahren auch Kitesurfer und neuerdings auch immer mehr Wing-Foiler. Kein Wunder also, dass Viganj im Hochsommer sehr gut besucht ist. Trotzdem ist der kleine Ort nicht überlaufen, denn die Anreise ist doch recht weit.

Viganji hat sich im Unterschied zu anderen Orten noch seinen ursprünglichen Charme erhalten. Damit meinen wir nicht ein unberührtes Fischerdorf, sondern einen Urlaubsort, der noch nicht von Bettenburgen, Ferienclubs und Wasser-Funparks beherrscht wird. Viganji hat immer noch ein gewisses Hippie-Flair. An Unterkünften gibt es in erster Linie Ferienwohnungen und Campingplätze. Hotels sucht man hier vergeblich. Die sind im nahegelegenen Orebić, der Inselhauptstadt, angesiedelt. Dass sich in Viganji der Tourismus nicht weiter ausgebreitet hat, liegt sicherlich am Wind und am schmalen Strandstreifen aus Kies. Beides macht das Dorf für Familienurlaubende nicht besonders attraktiv. Für Windsportfreunde hingegen ist es ein wahres Mekka. Sogar im Hochsommer, wenn sonst gerne überall Flaute ist, können Surferinnen und Surfer hier aufs Wasser.

Anspruchsvoller Kitespot, nichts für Anfänger

Kietesurf-Anfänger sollte sich lieber ein anderes Revier zum Erlernen aussuchen. Durch die extrem schmalen Strände gibt es hier praktisch keine Möglichkeit, das Starten und Landen des Kites in Ruhe zu üben, am Spot selbst geht es dafür viel zu hektisch zu. Wer es doch probieren möchte, bucht am besten einen Kurs bei der Windurf- und Kiteschule Water Donkey. Der eigentliche Kitespot liegt auf einer kleinen Landspitze – und hier herrscht bei Wind ganz schöner Trubel. Der Strand ist nämlich auch bei Badegästen beliebt und in der Mitte des Spitzes steht eine Strandbar. Für Kitesurfer bleibt zum Starten und Landen nur ein schmaler Streifen übrig, da sollte man sein Sportgerät gut unter Kontrolle haben. Leider kommt es immer wieder vor, dass ein unkontrollierter Kite auf dem kleinen Gelände abstürzt und Kiter gegen die Strandbar gedrückt werden. Wichtig ist es daher, dass man Ruhe bewahrt, sich einen geübten Buddy fürs Starten und Landen sucht und die Stoßzeiten vermeidet. In der Früh ist noch nicht viel los (oft allerdings auch kein Wind), idealerweise gönnt man sich eine Sundowner Session, wenn der Nachmittagstrubel vorüber ist.

Camping in Viganj

Direkt hinter dem Kitespot gab es gleich links neben dem Restaurant Ponta einen kleinen, feinen Campingplatz, der nun zu einem „Parking Resort“ umfunktioniert wurde. Die Camping-Infrastruktur ist noch komplett verfügbar und als das VANLIFE Magazin vor Ort war, konnte man dort pauschal for 50 Euro pro Nacht campen. Das ist nicht ganz billig, dafür steht man gleich beim Kitespot. Ob an diesem Platz in Zukunft Camping noch möglich sein wird, wird sich zeigen. Für geräuschempfindliche Menschen kann die unmittelbar daneben befindliche Bar K2 ein Problem darstellen, denn hier wird gerne laut gefeiert. Die Bar ist jedenfalls einen Besuch wert, alleine schon wegen des Obst- und Gemüsestandes, den sie auch beherbergt: frisches Obst, regionales Gemüse, Knoblauchzöpfe, Ajvar, Eingelegtes – alles frisch und man kann sich täglich holen, was man braucht, ohne sich Gedanken über die Lagerung im Camper-Van oder Wohnmobil machen zu müssen.

Genauso nah am Kitespot liegt der Campingplatz Ponta gleich neben dem gleichnamigen Restaurant. Der Platz erstreckt sich über mehrere Ebenen den Hang hinauf. Am besten steht man unten, um die Kiteausrüstung nicht weit tragen zu müssen, vor allem nicht über die Treppen im Campgelände. Etwas weiter weg liegen die Campingplätze Antony Boy und Maestral. Auch diese Plätze sind in den Hang gebaut, das sollte man bei der Standplatzwahl berücksichtigen. Beide Plätze sind sehr beliebt und gut bewertet.

Reservieren oder nicht reservieren?
Gerade in den Sommermonaten stellt sich diese Frage unweigerlich. Unsere Erfahrung zeigt, dass man sehr oft auch freie Plätze ohne Reservierung bekommt, dann aber nicht immer an der bevorzugten Stelle, z.b. näher zum Strand oder im Schatten. Wenn man reserviert, sollte man sich unbedingt erkundigen, wo genau der Stellplatz liegt. Denn bekommt man einen Platz ganz oben am Gelände und vielleicht noch dazu weit hinten gelegen zugewiesen, kann der Weg zum Strand ganz schön anstrengend werden, vor allem wenn man die Kiteausrüstung den Hang wieder hinaufschleppen muss. (Bollerwagen lassen sich auf Plätzen mit Treppen, wie z.B. im Camp Ponta, nicht gut einsetzen.)

Gastronomie und Ausflüge

Ein Stück weiter die Uferpromenade Richtung Norden gibt es einen kleinen Supermarkt, der über alle notwendigen Waren verfügt. Im Gegensatz zum Windsport ist Viganj kulinarisch gesehen kein Mekka. Im Restaurant Ponta findet man solide kroatische Küche, allerdings teilweise recht ungewürzt. Auch wenn es auf der Speisekarte verlockend klingen mag: Lassen Sie die Finger von trendig anmutenden Salaten oder Ähnlichem, greifen Sie lieber zu kroatischen Klassikern, bei denen man nichts falsch machen kann. Gutes Streetfood wie Burger und Wraps gibt es in der Bar K2. Konobas, die weiter hinten im Ort liegen, sind nicht zu empfehlen.

Wer in Viganj urlaubt, hat die Schönheit auf der anderen Seite des Kanals praktisch immer im Blick: Korčula. Der malerisch gelegene Ort auf der gleichnamigen Insel ist das ideale Ausflugsprogramm an windstillen Tagen. Vom Anleger in Viganj fährt mehrmals täglich in der Hochsaison eine Fußgängerfähre direkt nach Korčula. Fragen Sie am besten vor Ort, wo genau. Als alternatives Ausflugsziel bietet sich auch Orebić, die Hauptstadt der Halbinsel, an.

Camp Perna, der zweite Kitespot auf der Halbinsel

Etwas weiter südlich gelegen, am Ende des Ortes Kućište, liegt der Campingplatz Perna. Er verfügt über eine Kite-Station mit Kiteschule (inzwischen keine North-Kiteboarding-Station mehr). Hier kann man mit phantastischem Blick auf Korčula direkt am Strand des Campingplatzes ins Wasser gehen. Der Platz selbst ist sehr großzügig gestaltet, professionell verwaltet und bietet auch in der Hochsaison den einen oder anderen Stellplatz für Kurzentschlossene, ohne Reservierung. Leider ist das Restaurant vor Ort nicht zu empfehlen. Der Kitespot ist allerdings einen Abstecher wert, denn die Kulisse ist einfach magisch.

Tipp der Redaktion:
Mitte Juli werden alljährlich tschechische Windsurf-Meisterschaften in Viganj ausgetragen. Dann sind die Campingplätze sehr gut gebucht und man sollte reservieren.

Links:
Visit Orebić: Infos über die Halbinsel Pelješac
Campingplatz Ponta in Viganj
Campingplatz Antony Boy in Viganj
Campingplatz Maestral in Viganj
Campingplatz Perna und Kitestation in Kućište

Bilder: ©VANLIFE Magazin und © Christian Graf

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