Die Sehnsucht ist groß und wir alle freuen uns schon darauf: Endlich wieder ans Meer! Und zu einem Urlaub am Sandstrand gehören natürlich auch die landestypischen kulinarischen Genüsse. Einige davon kann man sich sogar selbst besorgen. Die Griechenland- und Genuss-Bloggerin Sigi Weiß von travellikeagoddess.com verrät, wie man Seeigel sammelt und zubereitet.

Außergewöhnlich hübsch sind sie ja, und trotzdem meist ein Ärgernis. Wer schon einmal auf einen Seeigel gestiegen ist, weiß, wie lästig es ist, die schwarzen Stachel wieder zu entfernen. Weitaus besser ist es also, die Dinger vorsichtig aus dem Wasser zu fischen und die Delikatesse des Mittelmeeres zu genießen.

Die Füße im Sand, ein Stück Brot, Zitronen und ein Fläschchen Ouzo dazu – das ist der Idealzustand, um einen Seeigel zu verspeisen. An griechischen Küsten sind Seeigel recht weit verbreitet. Bevorzugt findet man sie an den felsigen Rändern von Buchten, an Hafenmolen oder an steinigen Abhängen unter Wasser. Wo sie leben, sind meist viele und die Griechen, sowieso verwöhnt von Fisch- und Meeresfrüchten, lieben die archaischen Wesen, die die Erde schon seit 480 Millionen Jahren bevölkern. Und schließlich gelten Achinos – wie die Seeigel auf Griechisch heißen – als wirkungsvolles Aphrodisiakum.

Schnorcheln nach den Stacheltieren

Um an das Innere der Seeigel zu kommen, ist einiges Geschick nötig. Das beginnt schon beim Sammeln. Als ich gelernt habe, Seeigel zu essen, habe ich mir eine Zwei-Mann-Technik angeeignet, um auf die Jagd zu gehen. Nicht dass Seeigel zu Angriff oder Flucht neigen würden, nur… ankommen sollte man auch nicht. Die schwarzen Stachel haben die unglückliche Eigenschaft abzubrechen, sobald man sie berührt, sodass man sie nur schwer entfernen kann.

Vorsicht ist also geboten! Und eine Schnorchelausrüstung, ein Plastiksackerl mit kleinen Schlitzen darin, damit das Wasser durchfließen kann, sowie ein Messer. Das Messer benötigt man, um die Seeigel vorsichtig von den Steinen anzuheben, auf denen sie sich festhalten! Sind sie einmal lose, kann man sie sanft angreifen und seinem Begleiter in das Plastiksackerl bugsieren. Der hat nur eine Aufgabe: das Sackerl durch Wasser zu transportieren, ohne daran anzukommen! Ein Arbeitshandschuh ist zwar klobig, schützt aber vor den spitzen Stacheln.

Seeigel Weibchen tragen Schmuck

Leider ist Seeigeln von außen nicht anzusehen, wer Weibchen oder Männchen ist. Auch sind die Meinungen geteilt, ob nur die Weibchen essbar sind. Also halte ich mich an den Tipp meiner österreichisch-griechischen Freundin Monika: Die Weibchen sind die, die etwas in ihren Stacheln transportieren. Und wirklich, viele der Seeigel tragen kleine Steine, ein Stück Seegras oder auch den Verschluss einer Getränkedose mit sich herum. Die kleinen Eitelkeiten der Seeigel-Damen sind durchaus erfolgversprechend für die Ausbeute!

Manolis, der Hafenkapitän von Kalymnos, ist anderer Ansicht: Die besten Eier versprechen jene Seeigel, die nicht schwarz sondern violett, rötlich oder grünlich schimmern.

Seeigel-Zange
Seeigel-Zange

Füße im Sand, Meer am Gaumen

Der ideale Ort, die spitzen Dinger zu öffnen, um an das köstliche Innere zu kommen, ist der Strand. In den typisch griechischen Haushaltsläden gibt es ein einigermaßen unheimlich aussehendes Spezialwerkzeug (siehe Bild), eine Art Zange mit scharfen Rändern. Mit dieser schneidet man den Seeigel im oberen Drittel durch. Auch mit einem Arbeitshandschuh und einem scharfen, kleinen Messer lässt sich das bewerkstelligen. Am besten bricht man erst die Mundöffnung der Seeigel auf, und erweitert dann die Öffnung. Seien sie nett zu anderen und lassen sie die Reste der Seeigel Schalen nicht am Strand liegen!

Nun liegen fünf sternförmig angeordnete, orange Streifen vor einem, deren Inhalt kleine Perlen sind, wie feiner Kaviar. Es sind die Gonaden oder Keimdrüsen der Seeigel. Was dazwischen liegt, wird mit dem Messer herausgekratzt. Noch einmal im Meerwasser durchspülen, ein paar Spritzer sonnengereifter Zitrone dazu und dann pur löffeln oder mit etwas frischem Weißbrot aus der Schale holen.

Ihr Geschmack ist die reinste Essenz des Meeres! Salzig und intensiv explodieren die Seeigeleier am Gaumen. Auch ein wenig Süße erreicht die Geschmacksknospen.

Wer Glück hat, findet Seeigel auch in einer Fischtaverne. Seeigel wird nicht auf der Speisekarte stehen, aber wenn man fragt, was heute frisch hereingekommen ist, dann könnten Seeigel dabei sein. Komfortabel ist das allemal. Denn in der Fischtaverne werden sie geöffnet und gereinigt in der Schale serviert. Manche Tavernen lösen die orangen Eier aber auch schon aus den Schalen heraus und servieren sie in einem Schüsselchen.

Erste Hilfe mit Olivenöl

Das Allheilmittel der Griechen kommt zum Einsatz, wenn man doch auf einen Seeigel gestiegen ist. Zuerst jene Stachel, die noch ein wenig herausschauen, mit einer Pinzette entferne. Doch meist brechen sie an der Hautoberfläche ab. Dann hilft nur noch Olivenöl und Geduld: das Olivenöl weicht die Haut auf, und dann kann man in den nächsten Stunden und Tagen, die schwarzen Stachel mit einer Nadel herausholen. Funktioniert!

Der Blogbeitrag von Sigi Weiß erschien auf ihrer Website travellikeagoddess.com, dem Griechenland-Blog auf den Spuren antiker Mythologie. Dort findet man viele weitere interessante Storys rund um Reisen und Leben in Griechenland, griechische Göttinnen, griechische Inseln und griechische Kulinarik & Traditionen.

Bilder: ©Pexels, ©VANLIFE Magazin, ©Pixabay und ©Sigi Weiss

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