Die Redaktion des CAMPING+VANLIFE Magazins war wieder in Sachen Camp&Kite unterwegs und hat die italienische Insel Sizilien mit dem Camper-Van umrundet. Wir suchten die schönsten Kitespots, die besten Strände und die praktischsten Stellplätze. In der Nebensaison lässt sich das problemlos bewerkstelligen. Und der Wind passt auch. Eine Reisereportage

Losgefahren sind wir im April in Richtung Genua und haben auf dem Weg einen Stopp in Palmanova eingelegt. Südlich von Udine gelegen eignet sich dieser Welterbe-Ort perfekt für einen netten Abend. Mehr dazu hier: Palmanova: Welterbe und ruhiger Stellplatz auf dem Weg in den Süden

Nach der Fahrt mit der Fähre von Genua nach Palermo starteten wir unsere Inselumrundung an der Westküste Siziliens, mit zwei Reisemobilen und viel Kite-Gepäck an Board.

Kitesurfen auf Sizilien

Sizilien ist mit seinen langen Küsten, stabilen thermischen Winden und milden Temperaturen im Frühjahr und Herbst ein attraktives Ziel für Kitesurferinnen und Kitesurfer. Die Windverhältnisse sind in dieser Zeit oft verlässlich, während es im Hochsommer zu windarmen Perioden kommen kann. Im Vergleich zu klassischen Kitedestinationen ist die Infrastruktur auf der Insel teils noch ausbaufähig. Zwar gibt es etablierte Spots mit Kitestationen, Schulungsangeboten und gelegentlichem Rescue-Service, vielerorts ist man jedoch auf sich allein gestellt. Das heißt: möglichst nicht alleine reisen, sondern mit anderen Kitesurferinnen und Kitesurfern unterwegs sein. Viele Strände werden in der Hauptsaison stark von Badegästen frequentiert, was das Kitesurfen einschränken kann. Für einen entspannten Kite-Trip empfiehlt sich daher die Nebensaison.

Was rechtlich zu beachten ist

In Italien ist das Kitesurfen durch nationale Vorschriften geregelt. Diese gelten auch auf Sizilien – unabhängig davon, wie konsequent sie vor Ort kontrolliert werden. Wer sicher unterwegs sein will, sollte die folgenden Punkte kennen:

  • Während der offiziellen Badesaison – meist von 1. Mai bis 30. September, mancherorts auch bis 31. Oktober – ist das Kitesurfen nur in speziell ausgewiesenen Zonen erlaubt. Diese müssen klar vom Badebetrieb getrennt sein und über einen markierten Start- und Landekorridor verfügen, der mindestens 15 Meter breit ist. Ein Start direkt vom Strand ist in dieser Zeit nicht erlaubt.
  • Außerhalb dieser Korridore muss ein Abstand von mindestens 200 Metern zur Küste eingehalten werden. In der Praxis empfiehlt sich ein Sicherheitsabstand von rund 300 Metern, um Konflikte mit anderen Wassersportarten und der Schifffahrt zu vermeiden.
  • Fürs Kitesurfen ist in Italien eine bestimmte Sicherheitsausrüstung vorgeschrieben. Dazu gehören: eine Prallschutzweste mit Auftrieb, ein Schutzhelm, eine Sicherheits-Leash mit Schnelllösemechanismus und ein Schnittmesser, um sich im Notfall von den Leinen befreien zu können.

Vielen Dank an dieser Stelle an Sabrina Lauckner von einfachkiten.de, deren Sizilien-Kitereiseführer* uns sehr gute Dienste erwiesen hat.

Kitespot Lo Stagnone

Ganz im Westen von Sizilien befindet sich der weltbekannte Kitespot Lo Stagnone. Durch die vorgelagerte Insel Isola Grande ist dort eine riesige Flachwasserlagune entstanden, die sich perfekt zum Kitesurfen eignet. Auf sieben Kilometern Länge und drei Kilometern Breite kann man sich hier so richtig austoben. Der Wind kommt hauptsächlich aus Nordwest (Mistral), aber auch aus Norden (Tramontana) und Südosten (Scirocco). Zusätzlich gibt es reichlich Thermik. Diese idealen Bedingungen haben dazu geführt, dass sich am Küstenstreifen der Lagune unzählige Kitestationen angesiedelt haben, aufgefädelt wie an einer Perlenketten und oft sogar in zwei Reihen. Das bedeutet, dass man hier im Grunde fast nur an den Kitestationen gegen eine Tagesgebühr ins Wasser gehen kann. Dafür bekommt man alle nötigen Service-Leistungen und ab und zu eine coole Party.

Wir haben uns – wie könnte es anders sein – ganz im Norden der Bucht bei den Österreichern der Kitelagune eingemietet. Natürlich gibt es dort den versprochenen Wiener Schmäh, dazu Drinks, Kite-Equipment, Kitekurse, Toilette und Außendusche. Wie bei fast allen anderen Kitestationen kann man auch hier gegen eine Stellplatzgebühr am Parkpatz campen, Autarkie vorausgesetzt, denn in der Nacht hat die Station geschlossen.

Im April und Mai werden hier aufgrund der perfekten Windbedingungen sehr viele Kitekurse und Kite-Pauschalreisen angeboten und es ist am Wasser wirklich viel los. Es wird permantent geschult, deshalb heißt es: aufpassen auf die vielen Kiteschülerinnen und -schüler. Für Könner lohnt es sich daher, etwas weiter hinauszufahren oder eine Abend-Session einzulegen, wenn alle anderen schon erschöpft oder in ihre Quartiere gefahren sind.

Fazit:
Lo Stagnone sollte man erlebt haben und direkt am Spot zu campen ist hier sicherlich die beste Wahl. Die Infrastruktur ist allerdings etwas eingeschränkt, es gibt wenige Lokale, das Angebot beschränkt sich eher auf Beach-Bars, die tagsüber auch ein paar Snacks anbieten. Und im Vergleich zur restlichen Insel ist es hier richtig teuer. Es zahlt sich daher aus, zum Essen in eine der nächsten Ortschaften zu fahren, will man sich nicht durchgehend selbst versorgen. Nächstes Learning: nicht zu lange bleiben, weil eventuell woanders die Windprognosen schlecht aussehen. Das ist uns passiert.

Kitebeach Licata

Nach mehr als eine Woche Wind in Lo Stagnone hat es uns dann in Richtung Süden gezogen, um die dortigen Kitereviere auszuforschen. Dass es in Sizilien viele Kitespots gibt, wissen wir nicht zuletzt dank des Kitereiseführers Sizilien von Sabrina Lauckner. Windbedingt fiel die Wahl auf den Kite Beach Licata – und wir sind sehr froh, dass es uns hierhin verschlagen hat. Dieses kleine Kite-Juwel wäre sonst an uns vorübergegangen, denn der Spot leidet unter zwei wesentlichen Dingen: schlechte Windprognosen über diverse Apps, die dann gar nicht stimmen, und schlechtes Eigenmarketing. Wir würden an dieser Stellen gerne auf eine Website verlinken, die funktioniert nur gerade nicht (daher hier die Facebook-Seite und der Google-Maps-Link).

Wir haben uns sofort bei unserer Ankunft in diesen Spot verliebt. Das liegt zum einen an den Palmen am Strand, zum anderen am direkt dahinter gelegenen Stellplatz für Campingfahrzeuge. Der Platz ist einfach traumhaft. Die Familie rund um den Kiteschulbetreiber Alessandro hat hier ein kleines Urlaubsparadies mit schlichtem B&B, Stellplatz, Kiteschule und Foodtruck geschaffen, das direkt am langen Sandstrand im Golf von Gela liegt, zwei Kilometer westlich von Falconara. Dass der Sandstrand im Sommer viele Badegäste anlockt, liegt auf der Hand, deshalb kommt man auch hier am besten in der Nebensaison vorbei. Dann steht wunderbaren Kitestunden nichts im Weg. Der Wind wird thermisch unterstützt, weshalb man nicht zu viel auf die Prognosen der Wind-Apps geben sollte, und je nach Tide gibt es sogar teilweise ein Stehrevier. Wie bereits erwähnt betreibt Alessandro hier seine Kiteschule (und auch den Foodtruck am Strand) – und schmeißt ab und zu eine lässige Strandparty.

Spinasanta, Lido die Noto, Avola

Unsere Inselumrundung führte uns weiter die Südküste entlang in Richtung Osten. Dort findet man eine Handvoll Kitespots, die man je nach Wind anfahren kann. Wir haben uns einige kurz angesehen. Der erste davon war am Lido die Spinasanta in der Nähe von Marina die Ragusa. Wir haben uns am sehr einfachen Campingplatz Club Piccadilly einquartiert und den Spot erkunden. Der Sandstrand ist schön und fünf Kilometer lang, immer wieder von Wellenbrechern unterbrochen. Wenn keine Badegäste da sind, hat man hier genug Platz zum Aufbauen, Starten und Landen. Eine kurze Kite-Session ist geglückt, dann ging es weiter.

Nicht wirklich überzeugt haben uns die Kitespots „ums Eck“ an der südlichen Ostküste. Der Spot am Lido di Noto liegt praktisch am Stadtstrand der Stadt Noto. Hier befindet man sich im Grunde mitten unter den Badegästen, auch in der Nebensaison. Ein Stück weiter nördlich haben wir am Spot von Avola Kiter entdeckt, der Einstieg hat uns aber gar nicht gereizt. Zudem liegen beide schmalen Strände direkt an der Küstenstraße, Campingmöglichkeiten gibt es hier nur wenige oder unattraktive.

Siracusa

Wesentlich imposanter war da schon das Kitesurfen in der Bucht von Siracusa (deutsch Syrakus) vor der Kulisse der historischen Altstadt-Halbinsel Ortigia. Die Anfahrt ist etwas abentuerlich, auch das Parken auf dem kleinen Parkplatz. Das Kiterevier ist aber recht interessant und anspruchsvoll: Der Wind kann hier recht böig werden, das Wasser unruhig. Im nördlichen Teil der Bucht befindet sich der Hafen von Syrakus, zu dem man auf jeden Fall Abstand halten sollte. Wer all die Mühe auf sich nimmt, wird mit einer spektakulären Sicht auf die Altstadt belohnt. Und nach der gelungenen Session kann man gemütlich die Stadt erkunden, denn dort gibt es auf einem großen, überwachten Stadtparkplatz Wohnmobil-Stellplätze zum Übernachten.

Strand von Priolo vor der Halbinsel Magnisi

Für unseren letzten Kite-Stop haben wir uns ein Gustostück aufbewahrt: Nördlich von Siracusa (Syrakus) ragt die Halbinsel Magnisi ins Meer und bildet eine Zwillingsbucht. Dass es dort schön ist, würde man nicht vermuten, denn der Weg führt vorbei an – naturgemäß unattraktiven – Komplexen der Petroindustrie. Einmal am Ende der Straße vor der Halbinsel angelangt, tut sich ein anderes Bild auf, denn hier sind beliebte Badestrände. Der südliche Teil der Zwillingsbucht eignet sich in der Nebensaison sehr gut zum Kiten, vorausgesetzt man erwischt den richtigen Wind (Süd oder Südost). Der Boden ist sandig und je nach Wind und Tide gibt es ein kleines Stehrevier. In der Hochsaison wird es aufgrund der zahlreichen Badegäste schwierig. Wir haben im April hier ein paar Kitelehrer mit ihren Schülern angetroffen.

Was diesen Ort – neben der hübschen Bucht – besonders macht, ist der Strandclub B64 Beach e Restaurant. Hier kann man gut essen und, wenn man den Besitzer Michele fragt (bzw. informiert), auch hinter seiner Bar über Nacht unauffällig freistehen. Ob das in der Hauptsaison möglich ist, wissen wir nicht.

Das sagt die Redaktion:
Sizilien eignet sich wunderbar für eine Camp&Kite-Reise, genauso wie der Peloponnes, über den wir hier berichtet haben. Die Rundreise ist auch für Nicht-Kiter geeignet, denn man kann zwischendurch immer wieder tolle Besichtigungen machen, über die wir separat berichten. Und es gibt einige Camping-Möglichkeiten am Strand. Die Qualität der Campingplätze lässt sich allerdings mit denen in Norditalien oder Kroatien nicht vergleichen. Hier darf man keine zu großen Erwartungen haben. Dafür entschädigen einen das hervorragende Essen und die vielen Eindrücke wie Ausgrabungen, Ätna u.s.w.

Kitereiseführer Sizilien

Buchtipp:
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Mit dem Wohnmobil zu den schönsten Kitespots
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Bilder: ©CAMPING+VANLIFE Magazin und @Dietmar Grosz

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